AMo5 – Brief an Walter Gropius
Wien, Samstag, 26. November 1910 [= Poststempel]
[Fortsetzung des Postskriptums:] Entscheidung das Prospekt[,] für das wir uns entschlossen haben, ein. —
Lieber
Mitfolgend der Plan – ich habe ihn nicht gut gepaust, – aber Sie werden sich schon auskennen. – Die Hauptsache ist, – ich wollte Ihnen zeigen, wie mein es machen will. –
Sehr hübsch finde ich die Idee mit dem Hof, – der sehr lieb angelegt werden soll[,] Wiese, Vasen mit Blumen, – vielleicht ein kleiner Springbrunnen. – Dort soll ein geschützter Platz, wo man eventuell Abends sitzen kann, geschaffen
werden, – es wird oben nach Sonnenuntergang immer sehr rauh und windig, so dass man einen geschützten Platz braucht. Die Lage ist entzückend! – Im Westen hat man direkt die Rax vor sich, – ein wundervoller Berg! – Auf dem Platz[,] wo das Haus hin soll, steht noch das Bauernhaus und die Scheunen und Ställe, – das muss alles versetzt werden, – u.[nd] z.[war] so weit weg, dass man nicht von Fliegen et, et geplagt wird.
Mein war gestern oben, um mit dem Bauern zu besprechen, dass er an frostfreien
Tagen schon anfängt[,] Material zuzuführen[,] Steine brechen zu lassen, et, et. Oben war der Schnee bereits 60 cm hoch, – die Höhe beträgt hie 1000 Meter. – Wird mein sich dort glücklicher fühlen! Die Nachrichten aus New York sind nicht sehr rosig, scheint sich gar nicht wohl zu fühlen, sie schreibt, dass sie die Strapazen der schlechten Reise, dort das Auspacken, et, et, – noch nicht überwunden hat. – Wenn ich hinüberfahre, teile ich es mir jedenfalls so ein, dass ich mit ihr zurückfahre, ich kann ihr dann doch viel Arbeit abnehmen, schon in New York[,] und sollte
die Fahrt wieder so schlecht werden, – wie es schon 3mal der Fall war, kann ich ihr wenigstens die Sorge um das abnehmen, – denn von Miss , dürfte sie nicht viel haben, – das ist selbst ein Kind. –
Bitte lassen Sie mich ein mal wieder wissen, wie es Ihnen geht und wie schreibt. –
Alles herzliche von
Ihrer getreuen
[Postskriptum:] Prospekte über Beleuchtungsanlagen habe ich bekommen, ich danke sehr, – wir lassen uns aus Oesterreich auch einiges schicken, es soll eine ganz gleiche Fabrik hier existieren, – jedenfalls schicke ich Ihnen vor der
Apparat
Überlieferung
, , , .
Quellenbeschreibung
1 DBl. (4 b. S.) – Briefpapier.
Beilagen
Umschlag, , – Herr Architekt | Walter Gropius | bei Berlin | Wilmersdorf | Nicolsburgerplatz 4; PSt. (lt. , S. 1140, t 6k20): 19/1 WIEN 117 | 26.XI.10 – 5 | * 3a *; Skizze in Tinte von WG; fremdschriftlicher Zusatz nach Übergabe an in Bleistift: „Anna Moll“; Entwurf von für das Sommerhaus der Familie Mahler auf dem Semmering, von abgezeichnet, , – Beschriftung Grundriss Erdgeschoss, von oben links gegen den Uhrzeigersinn: Diener, Köchin, Küche, Speise, Waschküche, Hof, Fremden[zimmer], Bad, Fremden[zimmer], Speisezimmer, Terrasse | offene | Veranda, Wohnzimmer, Glasgang; Beschriftung Grundriss Obergeschoss, von oben links gegen den Uhrzeigersinn und mit (falscher) Angabe der Himmelsrichtungen: Gucki, Alma; Bad, Gustav, Almas Studio, Stubenmädchen, Bonne; rechts oben Bleistiftnotizen von WG: Speisezim[mer] Nord- | seite legen | Eingang | Bad über- | einander | Hof quadrat.[isch] gestreckte Lage | Verhältnis d. | ganzen Grundrißes, auf Blattrückseite Zimmerbeschriftung in Bleistift von WG: Diener.
Druck
Erstveröffentlichung.
Korrespondenzstellen
keine.
Datierung
Folgt Poststempel.
Übertragung/Mitarbeit
(Jannik Franz)
(Tim Reichert)
Plan – s. Beilage und Themenkommentar: Haus Mahler.
Rax – Bergmassiv der Nördlichen Kalkalpen, etwa neun Kilometer nordwestlich von Breitenstein am Semmering.
3mal – reiste bereits 1908 und 1909 mit nach New York.
Miss Maud […] das ist selbst ein Kind. – , Kindermädchen, war damals 22 Jahre alt.